Hauptschule Todtenhausen wird aufgelöst

Hauptschule Todtenhausen wird aufgelöst

„Am Ende steht ‚Hauptschule‘ über dem Zeugnis!“

Nun ist es amtlich: Die Ganztagshauptschule Todtenhausen wird mit Beginn des Schuljahres 2016/2017 auslaufend aufgelöst. Das hat der Stadtrat vergangene Woche beschlossen, bei neun Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Lehrer, Schüler und Eltern setzten sich vergeblich für den Erhalt ihrer Schule ein.

Schulentwicklungsplanung betont Elternwillen

„Seien wir doch mal ehrlich, am Ende steht ‚Hauptschule‘ über dem Zeugnis und das bedeutet schlechtere Ausbildungschancen. Arbeitgeber haben Vorbehalte gegen Hauptschüler“, sagte Regina-Dolores Stieler-Hinz, Bildungsbeigeordnete der Stadt Minden. Ihre Worte bildeten den emotionalen Höhepunkt in der Ratsdebatte über die Zukunft der Ganztagshauptschule Todtenhausen – und empörten circa 50 Bürger, die für den Schulstandort kämpften. Die Schulentwicklungsplanung habe es sich alles andere als leicht gemacht, „schweren Herzens und mit zwei weinenden Augen haben wir uns aber für den Antrag zur Auflösung der Schule ausgesprochen“, sagte Stieler-Hinz. „Wir hatten ausführliche Diskussionen, aber die Anmeldezahlen waren erneut sehr gering und rechtfertigen keine Weiterführung. Die Eltern wollen ihre Kinder einfach nicht mehr zur Hauptschule schicken.“

Leiterin Liselotte Zassenhaus hat sich im Rat für den Erhalt der Hauptschule ausgesprochen.

Leiterin Liselotte Zassenhaus hat sich im Rat für den Erhalt der Hauptschule ausgesprochen.

Schule kritisiert Stadt

Lediglich acht Schüler haben sich fürs kommende fünfte Schuljahr an der Hauptschule Todtenhausen angemeldet. 18 hätten es mindestens sein müssen, um eine Klasse bilden zu können. Von der Schließung ihrer Schule sei sie nicht überrascht, sagte Schulleiterin Liselotte Zassenhaus, die Entscheidung der Verwaltung finde sie aber übereilt. „Wir haben erst vor einem Monat vom Antrag zur Auflösung erfahren und hatten keine Zeit mehr zu reagieren. Wir werden heute zum Tode verurteilt und sollen nächste Woche Stellung beziehen“, kritisierte sie die Verwaltung. Die Leiterin verwies auf Paragraf 81 im Schulgesetz NRW, nach dem der Schulträger eine Schule nur auflösen darf, wenn ein Schulentwicklungsplan vorliegt. Einen solchen Plan habe die Stadt nicht. Genauso wenig wie die Genehmigung zur Auflösung von der oberen Schulaufsichtsbehörde, der Bezirksregierung Detmold. „Ich verstehe die Hektik nicht, die Stadt versteckt sich hinter dem Elternwillen und setzt sich nur unnötig unter Zugzwang. Sie kann weder die Kosten abschätzen noch haben die anderen Schulen genügend Platz, um die Schüler aufzunehmen, die bei uns zukünftig nicht mehr unterkommen.“ Der Schulrat dementiert die Vorwürfe auf MiKu-Nachfrage: „Die Verantwortlichen der Hauptschule Todtenhausen sind nicht spät, sondern frühestmöglich über die geplante Auflösung der Schule nach erneut sehr niedrigen Anmeldezahlen informiert worden und zwar einen Tag nach dem Beschluss des Verwaltungsvorstandes, der am 12. April getagt hat. Früher gab es keine verbindliche Entscheidung, die an die Schule mitgeteilt hätte werden können.“ Es handle sich um eine „anlassbezogene Schulentwicklungsplanung“, der Arbeitskreis habe sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Die acht für die Hauptschule angemeldeten Schüler würden auf die Kurt-Tucholsky- Gesamtschule und die Primus-Schule verteilt werden. Laut des Schulrats wird die Bezirksregierung Detmold nun – nach dem Ratsbeschluss – angeschrieben und um Genehmigung der Schließung gebeten, „das ist ein üblicher Prozess. Wir gehen davon aus, dass es grünes Licht gibt für die Schließung.“

Die Ganztagshauptschule Todtenhausen wird zum nächsten Jahr auslaufend aufgelöst. Zurzeit werden in der Schule 380 Schüler in 19 Klassen unterrichtet.

Die Ganztagshauptschule Todtenhausen wird zum nächsten Jahr auslaufend aufgelöst. Zurzeit werden in der Schule 380 Schüler in 19 Klassen unterrichtet.

Lebhafte Debatte im Rat

„Bitte stimmen Sie heute nicht für die Auflösung der Hauptschule Todtenhausen“, baten die Demonstrierenden den Rat zu Beginn der Sitzung. Eine lebhafte, zweistündige Debatte folgte. Lehrer und Schüler warben für ihre Schule, für „die tollen schulpädagogischen Konzepte“. Brigitte Kampeter von der CDU konnte einer Auflösung „dieses Schmuckstücks verflixt wenig abgewinnen.“ Für Stadtverordnete wie Reinhard Kreil und Günter Gäbler (beide SPD) hingegen überwog der Elternwille, die wenigen Anmeldungen sprächen Bände, „das Konzept Hauptschule hat keine Zukunft mehr.“ Am Ende besiegelte der Rat das Ende für die Hauptschule Todtenhausen. Sie wird mit Beginn des Schuljahres 2016/2017 auslaufend aufgelöst.