Drogenkonsum in Minden

Drogenkonsum in Minden

„Es geht durch alle Schichten“

Vor einigen Tagen wurde der Ergebnis- und Jahresbericht 2014 der Drogenberatungsstelle für den Kreis Minden-Lübbecke präsentiert. Vor allem der Konsum von Cannabis und Amphetaminen nimmt immer mehr zu – und das ist alles andere als harmlos.

Im Jahr 2014 hat die Drogenberatungsstelle (Drobs) für den Kreis Minden-Lübbecke insgesamt 547 Klienten betreut, die sich wegen ihrer Drogenprobleme Hilfe gesucht haben. Davon sind 442 männliche Konsumenten. „Im Drogenbereich gibt es Geschlechterunterschiede. Das Austesten der Grenzen ist ein Verhalten, das man eher bei Männern findet“, erklärt Soziologjn Mareike Awolin aus der Fachstelle für Suchtprävention im Kreis Minden-Lübbecke.

Immer mehr Cannabis-Konsumenten
Neben den Klienten, die substituiert werden, also sogenannte „Ersatzdrogen“ bekommen, um von ihrer Heroinsucht loszukommen, ist die nächstgrößere Gruppe die der Cannabis- und Amphetamin-Konsumenten. „Wir haben seit Jahren steigende Zahlen, was Cannabis- und Amphetaminkonsum betrifft“, berichtet Diplom-Sozialarbeiterin und Drobs-Beraterin Natascha Krüger. Die Gründe für den Drogenkonsum sind jedoch komplex und können nicht konkret benannt werden – „es geht durch alle Schichten“, so Awolin. Man dürfe Marihuana allerdings auf keinen Fall verharmlosen: „Nur weil Cannabis oft als weiche Droge betitelt wird, kann es genauso süchtig machen, wie andere auch“, sagt Krüger. Vor allem bei Minderjährigen wird die Trenddroge immer beliebter, doch gerade bei jungen Menschen, die noch in der Entwicklung sind, kann der Drogenkonsum sich negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken. Oftmals wenden sich auch verzweifelte Eltern von minderjährigen Cannabis-Konsumenten an die Drogenberatung und bekommen dort die nötige Hilfe und Unterstützung.

Mareike Awolin aus der Fachstelle für Suchtprävention des Kreises Minden-Lübbecke und Drobs-Beraterin Natascha Krüger.

Mareike Awolin aus der Fachstelle für Suchtprävention des Kreises Minden-Lübbecke und Drobs-Beraterin Natascha Krüger.

Gefährliche Experimente
Ein weiteres aktuelles Problem ist laut Drobs der Mischkonsum: Viele konsumieren nicht nur eine Droge, sondern gleich mehrere – ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie gefährlich verschiedene Substanzen in Kombination miteinander wirken können. Vor allem junge Leute neigen oft dazu, zu experimentieren, also sich beispielsweise vor der Party aufzuputschen und am Ende des Wochenendes wieder runterzuholen.

Weniger Heroin-Süchtige
Es gibt aber auch Positives zu vermelden: Die Zahl der Heroin-Süchtigen ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Um die Abhängigen vor übertragbaren Krankheiten zu schützen, gibt es in Minden übrigens einen Spritzenautomaten, für den allerdings zwei Jahre lang ein neuer Standort gesucht werden musste. Zuvor war er in der Altstadt positioniert, mittlerweile befindet er sich direkt bei der Drobs in der Rosentalstraße. Heroinabhängige können Spritzen sonst nur in der Apotheke kaufen – ein unangenehmer Gang, den viele sich lieber sparen. Das kann dazu führen, dass Süchtige die Spritzen untereinander tauschen und sich mit Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis anstecken. Der Spritzenautomat ist eine sinnvolle Alternative, dem entgegenzuwirken.

Mehr Rauschgiftdelikte
Auch die Polizei hat im vergangenen Jahr überdurchschnittlich viele Rauschgiftdelikte bearbeitet – 2013 waren es noch 584, im vergangenen Jahr schon 909. Das bedeutet allerdings nicht, dass es mehr Drogendelikte gibt – es bedeutet vielmehr, dass die Polizei mehr Straftätern auf die Schliche gekommen ist. „Die Zunahme war teilweise auf Meldungen zurückzuführen, aus denen sich Hinweise auf betäubungsmittelkonsumierende Tatverdächtige ergeben haben. Auch die im Rahmen anderer Strafverfahren durch die Staatsanwaltschaft angeordnete Auswertung von Computern und sozialen Medien führte zur Einleitung zahlreicher Folge-Strafverfahren gegen Dealer und Konsumenten“, gibt die Polizei in der Kriminalstatistik 2014 für den Kreis bekannt. Bei der Frage, welche Drogen derzeit besonders häufig konsumiert werden, deckt sich die Antwort mit den Zahlen der Drogenberatungsstelle: „Vor allem Marihuana und synthetische Drogen waren besonders präsent“, so Polizei-Pressesprecher Ralf Steinmeyer. Besonders traurig: die Polizei hat im vergangenen Jahr einen Drogentoten registriert.